Neues Schleppflugzeug – Status und Fakten Juni 2022

Neues Schleppflugzeug – Status und Fakten Juni 2022

 

ENTWURF -noch nicht freigegeben! ersetzt durch die nächste überarbeitete Version 2

Bitte sorgfältig durchlesen und Änderungswünsche mir schriftlich mitteilen – Andreas Wüst

 

6.6. 20:00 Uhr – Änderungen von Oliver eingebaut zum Thema Finanzielles, Bristell und Anschaffungskonsequenzen UL/E-Klasse

7.6.10:10 Uhr – Änderungen von Christiane a) bis d) eingebaut 

7.6.16:30 Uhr – Änderungen von Hatto 1) und 2) eingebaut

9.6. 7:50 Uhr – Passus „Vorbestellstatus/Zeitaspekt“ von Christiane rausgenommen

15.6. 19:30 Uhr – geschäftsführender Vorstand – Diskussion über Remo Alternative / Zeitaspekt entschärft

17.6. Kalkulationen und Fazit von Oliver eingebaut

 

Vorbemerkungen

Die Anschaffung eines Schleppflugzeugs ist schon seit einiger Zeit ein heiß diskutiertes Thema im LSV Worms.

 

In Kürze wird dazu eine Umfrage über den Vereinsflieger erfolgen, um ein Stimmungsbild einzuholen. Durch die hier dargestellten Fakten soll es jedem Vereinsmitglied ermöglicht werden, sich beim Entscheidungsprozess mit einzubringen (sofern gewollt), um eine von der Vereinsmehrheit getragene Entscheidung treffen zu können. Dieser Beitrag gibt einige generelle Infos dazu und stellt den aktuellen Status dar, wie er sich Anfang Juni 2022 darstellt.

 

Rückblick 2021 und Faktensammlung

Nach dem notwendig gewordenen Verkauf unserer Diesel-Robin D-EOAI, konnte vereinsintern nur noch mit dem Eurostar-UL D-MWOS geschleppt werden. Die Maschine ist leicht und hat 100 PS Leistung. Um aber das doppelsitzige Segel-Schulflugzeug, unseren Twin Astir 2 sicher auf der Piste 06 über die Bäume zu schleppen, ist die Leistung mehr als grenzwertig. Daher besteht Konsens, dass eine neue Schleppmaschine angeschafft werden soll.

An einigen Flugtagen konnte man auch auf die im Speyerer Verein beheimatete Robin E-EGVZ zurückgreifen. Diese Maschine muss dann vorreserviert, frühzeitig abgeholt und nach dem Schleppbetrieb wieder nach Speyer zurückgebracht werden, was keine dauerhaft mögliche Alternative darstellt.

Für die möglichst gute und finanziell nachhaltige Auslastung der anzuschaffenden Maschine ist es unabdingbar, dass sie neben dem reinen Schleppbetrieb auch für die Nutzung als Chartermaschine oder auch Schulmaschine zur Verfügung stehen kann und von einem möglichst großen teil der Mitglieder genutzt wird. Ein erhöhter Lärmschutz ist ein absolutes Muss.

Nachdem man im vergangenen Jahr erste Schleppmaschinen getestet, inspiziert und mit den Leistungen einer Robin verglichen hatte, konnte man bereits einige davon ausschließen, wie z.B. das UL Dynamic WT-9 mit 115 PS.

Es haben sich im Jahre 2021 zwei gangbare Wege im Verein herauskristallisiert, welche die oben beschriebenen Anforderungen alle in gewisser Weise erfüllen:

  1. Man setzt auf ein modernes Flugzeug mit leistungsstarkem Rotax-Motor (E oder M-Klasse), welches in der Lage ist sicher zu schleppen und auch im reinen Motorflug-Vereinsbetrieb Akzeptanz findet.
  2. Man setzt auf eine bewährte Robin (E-Klasse), welche wohl derzeit die optimale Schleppmaschine darstellt und achtet bei der Ausstattung und Flugleistungen darauf, dass auch der Motorflug-Vereinsbetrieb möglich ist.

Nach internen, langen und z.T. zermürbenden und heißen Diskussionen hatten sich hier zwei klare harte Fronten gebildet. Durch Vermittlung im Schiedsausschuss konnte man sich vor der Mitgliederversammlung 2021 letztlich auf einen gemeinsamen Antrag einigen:

Gemeinsamer Antrag 2021 in Kurzform (im genauen Wortlaut nachzulesen: hier)

 

Wir verfolgen die oben beschriebene Lösung 1, die Anschaffung eines ausreichend motorisierten Schleppflugzeugs neuester Bauart, um langfristig nachhaltig sowohl Schleppbetrieb, als auch Motorflug-Vereinsbetrieb zu ermöglichen.

 

Aufgrund der Tatsache, dass diese Lösung durchaus einige Zeit (evtl. mehrere Jahre) in Anspruch nehmen kann, wird jedoch die Anschaffung einer Robin als Zwischenlösung befürwortet, sofern diese für einen Kaufpreis unter 65.000 € die Schlepp-Anforderungen und den erhöhten Lärmschutz erfüllt. Auf diese Weise kann die Wartezeit zur favorisierten Lösung 1 überbrückt werden und ein sicherer Schleppbetrieb wird möglich. Nach Kauf der neuen Schleppmaschine wird die Zwischenlösungs-Robin dann wieder verkauft.

 

Aktivitäten in 2021 bis jetzt

Nach dem auf der Mitgliederversammlung 2021 akzeptierten Antrag wurde von mehreren Vereinsmitgliedern dann aktiv nach Flugzeugen gesucht. Einerseits nach einem leistungsstarken, modernen Schleppflugzeug (Lösung 1) und andererseits nach Robin-Flugzeugen, die das finanzielle Limit gemäß Antrag nicht überschreiten (Lösung 2). Das Thema wurde auch auf der Mitgliederversammlung 2022 ausführlich diskutiert.

 

Der derzeitige Stand ist wie folgt:

  • Eine Robin, welche die beschriebenen Anforderungen für den reinen Schleppbetrieb erfüllt ist de facto nicht auf dem Markt zu haben! Maschinen mit dem entsprechenden Potential stehen in Gesamt-Europa erstens sehr selten zum Verkauf und beginnen finanziell dann bei ca. 80.000 -100.000 €, auch wenn sie z.T. bereits sehr alt sind. Diese Preise liegen über dem vereinbarten Limit.
  • Die zunächst mit betrachtete Bristell, die es in einer 600 kg UL-Version und einer E-Klasse Version geben soll, scheidet derzeit aus verschiedenen Gründen aus:
    • Die 600kg UL Version scheint trotz großer Anstrengungen nicht das vom Gesetzgeber geforderte Leergewichtslimit von 380 kg erfüllen zu können. Hierbei ist in der Ausstattung schon extrem auf vielerlei verzichtet worden, was einen bequemen und modernen Motorflug-Vereinsbetrieb praktisch verbietet. Eine UL-Version als Schleppmaschine ist derzeit auch nicht zum Test verfügbar. Diese Lösung wird daher nicht mehr weiter verfolgt.
    • Die E-Klasse Version der Bristell erscheint finanziell nicht machbar. Näheres hierzu weiter unten. Eine E-Klasse Schleppmaschine ist derzeit ebenfalls auch nicht zum Test verfügbar.
  • Der ebenfalls ins Auge gefasste Breezer 850, ebenfalls ein UL der 600 kg Klasse mit Rotax 140 PS 915iS Turbomotor, steht als Schleppmaschine kurz vor der offiziellen Zulassung. Das 380 kg Limit wird erfüllt, es gibt für die Schleppversion bereits 8 Vorbestellungen beim Hersteller aus Schleswig-Holstein. In Schleppversuchen mit einer vorläufig für den Schleppbetrieb zugelassenen Maschine, die auf dem Flugplatz Worms auf unsere Einladung durchgeführt wurden, konnte die Schleppeignung im Vergleich mit der Robin D-EGVZ nachgewiesen werden. Details zu den Schleppflügen vom 15.5.2022 findet man hier. Die Maschine kann mit unterschiedlicher Avionik ausgerüstet werden und sollte auch bei Reiseflügen eine gute Figur machen.

 

Finanzielle Randbedingungen 

Der Verein wird 2023 über ca. 100.000 Euro an freien Investitionsmitteln verfügen. Darüberhinausgehende Beträge werden entweder durch den Verkauf einer anderen Maschine oder durch Drittfinanzierung ermöglicht werden müssen (Bankdarlehen, Mitgliederdarlehen). 

 

Die Schuldentragfähigkeit des Vereins wird mit max. 150.000 Euro berechnet, d.h. dass ist die maximale Verschuldung des Vereins.

 

Szenario: Kauf eines UL:

  • Die vereinsinternen Finanzmittel sind beziffert mit 100.000 Euro. Durch die Desinvestition der D-MWOS kann die Finanzierungslücke zu nahezu 100% gedeckt werden, so dass der Verein weiter schuldenfrei fortgeführt werden kann.

Szenario: Kauf einer Maschine der E-Klasse

  • Die Investition bedeutet eine Erhöhung der Flottenkapazität.
  • Ein Bankdarlehen (alternativ Mitgliederdarlehen) wäre u.U., je nach Höhe des tatsächlichen Anschaffungspreises notwendig. Mit Auswirkungen auf die Schuldentragfähigkeit und auf mögliche Ersatzinvestitionen – Darlehenstilgung.

 

Status Juni 2022

Aus dem Gesagten folgt, dass es grundsätzlich möglich ist, die favorisierte Lösung 1 durchzusetzen.

 

Breezer 850 – Neumaschine – diese Maschine erfüllt technisch die gestellten Anforderungen. Dies hat jedoch seinen Preis:

  • Der Neupreis des Breezer 850 beläuft sich je nach Avionik auf ca. 170.000 €.
  • Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass bei den realistischen hohen Spritverbräuchen (Turbomotor & Schleppbetrieb) sowie den Wartungskosten / -intervallen ein Charterpreis von derzeit 150 €/h angesetzt werden muss. Das ist deutlich höher als z.B. der derzeit für die Aquilas abgerufene Preis von 129 €/h.
  • Es handelt sich beim Breezer 850 um ein UL mit 600 kg Zulassung. Ein Ankauf hätte den Verkauf des Eurostars D-MWOS als direkte Folge. Geschätzter Erlös 60.000 – 70.000 €.
  • Die anvisierte Nutzung im Motorflug-Vereinsbetrieb ist auf Piloten mit UL-Schein beschränkt. Dadurch ist die Akzeptanz für die ursprünglich geplante Nutzung nur schwer abschätzbar. Es könnte sowohl zu einem Run auf das neue, leistungsstarke und moderne UL kommen, als auch eine Ablehnung aufgrund des höheren Charterpreises zur Folge haben.
  • Die UL-Sparte des LSV (derzeit ca. 50 gemeldete Mitglieder, davon 35 in 2021 aktiv) wird hier mit klaren Änderungen konfrontiert.
  • Die Wartezeit bis zur Auslieferung bei derzeit 8 Vorbestellungen beträgt laut Hersteller 18 Monate nach Bestelleingang. Ein noch längerer Entscheidungsprozess im LSV Worms würde die Lage weiter verschärfen, sofern man sich letztlich für den Breezer 850 entscheidet.

Bristell B23 – UL / E-Klasse (?) – Neumaschine

 

Bei der Annahme, dass eine Bristell B23 die technischen Anforderungen doch erfüllen würde (was derzeit sehr unsicher erscheint!), ergäbe sich folgende Situation:

  • Der Neupreis des Bristell B23 beläuft sich je nach Avionik auf ca. 225.000 €.
  • Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass bei den realistischen hohen Spritverbräuchen (Turbomotor & Schleppbetrieb) sowie den Wartungskosten / -intervallen ein Charterpreis von derzeit 215 €/h angesetzt werden muss, der Schlepppreis liegt bei 305 E /Std.. Das ist deutlich höher für einen Zweisitzer als z.B. der derzeit für die Aquilas abgerufene Preis von 129 €/h.
  • Es würde keinen Verkauf des Eurostars D-MWOS als direkte Folge haben. 
  • Die Investition bedeutet also eine Erhöhung der Flottenkapazität.
  • Ein Bankdarlehen (alternativ Mitgliederdarlehen) in Höhe von 125.000 Euro wäre notwendig. Dadurch reizen wir die Schuldentragfähigkeit zu >80% aus, d.h.  über Jahre wären größere Ersatzinvestitionen nicht möglich, die Darlehenstilgung wird den Verein über 5 Jahre mit 25.000 E/Jahr belasten.  

Satz 1: Konkunktiv:  Bei den oben beschriebenen Tatsachen beim potentiellen Neukauf eines Breezer ULs erscheint für einige Mitglieder auch der Kauf einer höherwertigen und damit teureren E-Klasse Robin wieder interessant, obwohl dies klar der damals gefundenen Vereinbarung für den Kauf einer neuen, modernen Maschine entgegen stehen würde:

 

oder Satz 2: unverträglich mit Vereinbarung:

 

Bei den oben beschriebenen Tatsachen beim potentiellen Neukauf eines Breezer ULs erscheint für einige Mitglieder auch der Kauf einer höherwertigen und damit teureren E-Klasse Robin wieder interessant, obwohl dies aufgrund der damals gefundenen Vereinbarung entgegen steht und derzeit nicht möglich ist.

 

 

Remo DR 400 (Robin) – E-Klasse – Gebrauchtmaschine (>30 Jahre (?))

  • Eine E-Klasse Maschine hätte einen höheren Pool an potentiellen Piloten zur Folge.
  • Der Charterpreis einer Remo wäre mit unseren vorhandenen Viersitzern vergleichbar, eher noch etwas günstiger. Die Viersitzer liegen derzeit zwischen 190-205€/h, realistisch für eine Remo erscheinen derzeit ca. 175€/h.
  • Es würde eine sehr gute Rundflugmaschine mit optimaler Zugänglichkeit (Segelflughalle) angeschafft.
  • Es würde ein robustes Flugzeug mit sehr guten Kurzstart&Graspisten Eigenschaften angeschafft – zu Lasten der Reisegeschwindigkeit (ca. 95 kt) aufgrund des 4-Blatt Props, der durch die Lärmschutzanforderungen verwendet werden muss.
  • Die Eignung für längere Reisen ist dadurch eingeschränkt aber vorhanden.
  • Die Schlepp-Leistungen stehen außer Frage und sind durch langjährige Erfahrungen besser einschätzbar als beim relativ neuen Rotax 915iS
  • Es würde keinen Verkauf des Eurostars D-MWOS als direkte Folge haben.
  • Die Investition bedeutet also eine Erhöhung der Flottenkapazität.
  • Auswirkungen auf den Finanzstatus siehe oben (Abschnitt Finanzielle Randbedingungen).

 

Zu Grunde gelegte Annahmen für die Ermittlung der laufenden Kosten 

Basis der Kalkulation ist ein Zielpreis für Benzin von

– 1,80/incl. MWST Super

– 2,60/incl. MWST AVGAS

 

der kalkulierte Flugpreis wäre

              Reise / Schlepp

– Bristell    215 € / 310 €  (225 TE/20J. AFA) – TBO1200 Std. (Inspektionsintervall vom Hersteller) 

– Breezer  150 € / 247 € (165 TE/20 J. AFA) – wie Bristell

– Robin     175 € / 257 € (100 TE /20 J. AFA) – 2*50 Std + 1* 100 Std Inspektion…..Reparatur aus der Historie abgeleitet

 

Wenn das mit den heutigen Flug/Spritpreisen verglichen werden soll, dann müssen 10 Euro addiert werden 

Z.B. D-Erwo heute 129 Euro / Breezer 160 Euro

Z.B. D-EGBW heute 190 Euro  / Robin 185 Euro

 

Annahme für die geflogenen Stunden pro Jahr: 30 h Schlepp / 120 h Reise

 

Flugstundenjahresdurchschnitt über den Zeitraum gerechnet:

2-Sitzer

2017-2021

  • D-ERWO / 318 Std
  • D-EIHI / 252 Std

2020-2021

  • D-EQCC /  305 Std

4-Sitzer

2018/2021

  • D-EWPA / 148 Std.

2017/2021

  • D-EGBW / 164 Std.

UL

2017/2021 

  • D-MWOS / 125 Std
  • D-MLSH / 163 Std.

 

Fazit Juni 2022

a) Investition in UL 2 Sitzer (Breezer)

  • Flottenstärke bleibt stabil  
  • Keine Flugstundenkannibalisierung

b) Investition in Echo-Klasse 2 Sitzer (Bristell)

  • Erweiterung der Flotte 
  • Fraglich, ob die 120 Std. zusätzlich auch 120 Mehrflugstunden bringen werden
  • Die Verteilung der 2-Sitzerflugstunden auf eine größere Kostenbasis führt dann zu geringeren Gewinnen
  • Allerdings kann die Kapa erweiterung eine Entlastung bei der angespannten Buchungssituation der Eco 2 Sitzer schaffen 

c) Investition in Echo-Klasse 4 Sitzer (Robin)

  • Erweiterung der Flotte 
  • Fraglich, ob die 120 Std. zusätzlich auch 120 Mehrflugstunden bringen werden
  • Die Verteilung der 4 Sitzerflugstunden auf eine größere Kostenbasis kann zu Finanzverlusten bei der 4 Sitzerflotte führen 

 

Nachwort und Ausblick

Es wird klar, dass man je nach Gewichtung der einzelnen Fakten durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Der Vorstand und alle in der Vereinsarbeit aktiven Mitglieder sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Es besteht Konsens darüber, dass man nicht über die Köpfe der Mitglieder entscheiden will, obwohl der damals akzeptierte Antrag die Möglichkeit dafür bieten würde.

 

Aus diesem Grund ist die vorliegende Informationssammlung entstanden. Sie will versuchen möglichst neutral die derzeitige Lage und das Für und Wider der einzelnen Alternativen darzulegen. Sie soll es jedem Mitglied ermöglichen, mit Kenntnis der wichtigen Zusammenhänge konstruktiv an der Entscheidung mitzuwirken. Diese Mitwirkung ist möglich durch die Teilnahme an der in Kürze stattfindenden Befragung im Vereinsflieger aber auch durch aktive Kontaktaufnahme mit dem Vorstand, um die eigene Meinung kund zu tun.

 

Die Verfasser: Andreas Wüst, (Oliver, Christiane, Hatto – Georg, Atilla, Jan, Axel, ….)

 

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