MoGas für unsere Piper D-EWPA

MoGas für unsere Piper D-EWPA 

Piper logoBleihaltiges Avgas100LL ist für einige Flugmotoren immer noch die einzige zugelassene Kraftstoffsorte. Bisher galt das auch für unsere Piper PA 28-181 Archer III (Baujahr 2004) und den darin verbauten Lycoming O360-A4M, der letzmalig im Oktober 2020 erneuert wurde. Das hat sich seit dem 29.6.2023  geändert! Dieser Artikel enthält Informationen zum Umbau in 2 Kapiteln:

  1. Was hat sich durch den Umbau in der Bedienung der D-EWPA geändert? WICHTIG!
  2. Was ist überhaupt ein STC, warum wurde die Maschine umgerüstet und was genau wurde verändert?

 

1. Was hat sich durch den Umbau in der Bedienung der D-EWPA geändert?

Für den Umbau durch das MoGas STC existiert ein Flight Manual Supplement. Unser Motorflugreferent Jan Bemelmans schreibt dazu folgendes (siehe auch die eMail an Alle Mitglieder über den Vereinsflieger am 29.6.2023):

 

„Die EWPA wurde nun auch auf MoGas umgerüstet. Sie darf damit folgende Treibstoffsorten tanken:

  • SuperPlus 98 (= MoGas) (wenn weniger als 1% Alkohol enthalten ist)
  • AvGas UL91
  • AvGas 100 LL

Alle genannten Kraftstoffsorten können ohne Bedenken gemischt werden.

 

Damit ist grundsätzlich auch ein Betanken der EWPA aus dem Tankanhänger in unserer Halle möglich. Bitte aber den an dem Tankanhänger angebrachten Zettel beachten: wenn der Tank fast leer ist, soll der verbliebene Treibstoff vorrangig für die Flugzeuge mit Rotax-Motoren genutzt werden. Dann bitte die EWPA (sowie auch die EGBW und EIHI) an der Flugplatz-Tankstelle (AVGAS) oder auswärtig tanken. Als besonders günstig erweisen sich in letzter Zeit EDFM 1,99 Euro/Liter MoGas) bzw. EDRF (2,08 Euro/Liter).

 

Durch die Umrüstung hat die EWPA nun neben der mechanischen Benzinpumpe jetzt 2 (statt bisher 1) elektrische Benzinpumpen (A & B). Der Schalter für die elektrischen Benzinpumpen ist nicht mehr oben im Overhead-Panel, sondern unten am Panel links unten neben dem Steuerhorn (vgl. Fotos).

 

Mogas Umbau D EWPA 1
 

Fotos. Der neue Schalter zur Bedienung der beiden Einspritzpumpen und seine Position im Cockpit-Panel links unten

 

 

Dieser Schalter hat 3 Stellungen:

oben = elektrische Pumpe A eingeschaltet
mitte = beide elektrische Pumpen ausgeschaltet
unten = elektrische Pumpe B eingeschaltet

Da die Tendenz zu Dampfblasenbildung bei Autokraftstoffen im rechten Tank (aufgrund dort größerer Benzinleitungen) geringer ist, soll immer der rechte Tank für Start und Landung genutzt werden und dazu (auch bei der Landung) mindestens zu ¼ gefüllt sein. Der linke Tank soll nur im Reiseflug genutzt werden.

Es ist folgende Änderung der Prozeduren erforderlich (Einzelheiten siehe beigefügte Ergänzung des Flughandbuchs):

 

Vor dem Anlassen des Triebwerks:

– Hauptschalter einschalten
– Pumpe A einschalten: nach Geräusch vom Pumpenbetrieb hören, Benzindruck prüfen
– Pumpe B einschalten: nach Geräusch vom Pumpenbetrieb hören, Benzindruck prüfen
– elektrische Benzinpumpen ausschalten.

 

Primen und Anlassen des Triebwerks:

– Hauptschalter einschalten
– Tankwahlschalter auf rechten Tank (mindestens ¼ voll)
– Primer-Taste (overhead-panel) gedrückt halten
– Während des „Gedrückt-Haltens der Primer-Taste“: Pumpe A oder B kurz (1-3 Sekunden) einschalten.
– elektrische Pumpe ausschalten und Primer-Taste loslassen
– Motor anlassen
– während des Warmlaufenlassen des Motors elektrische Benzinpumpen ausgeschaltet lassen, um die Funktion der mechanischen Benzinpumpe zu prüfen.

Rollen, Start und Steigflug:

– Tankwahlschalter rechts
– elektrische Benzinpumpe (A) einschalten

erst im Flug auf Reiseflughöhe sollen beide elektrischen Benzinpumpen ausgeschaltet werden so dass dann die mechanische Pumpe den Motor versorgt.

 

Sinkflug, Landung, Rollen:

 

– Tankwahlschalter rechts (mindestens ¼ voll)
– elektrische Benzinpumpe (B) einschalten

 

Um eine möglichst gleichmäßige Abnutzung der beiden elektrischen Pumpen zu erreichen, soll wie folgt vorgegangen werden:

  • Rollen, Start und Steigflug: Pumpe A
  • Sinkflug, Landung und Rollen: Pumpe B
  • Platzrundenbetrieb: Abwechselnd A und B (jeweils im Gegenanflug umschalten)

 

Details können im beigefügten Flight Manual Supplement nachgelesen werden…. und in Kürze auch auf unserer Homepage.

 

Ich wünsche viele schöne Flüge und gute Landungen.

 

Jan Bemelmans“

 

 

  

2. Was ist überhaupt ein STC, warum wurde die Maschine umgerüstet und was genau wurde verändert?

 

Seit kurzem kann man auch MoGas z.B. von unserer vereinseigenen Tankstelle in die D-EWPA tanken. Wie wurde das ermöglicht? Des Rätsels Lösung ist ein sogenanntes STC. STC steht für „Supplemental Type Certificate“ (Ergänzende Musterzulassung) und bezieht sich auf eine Art von Zulassung oder Genehmigung im Luftfahrtbereich. Ein STC ermöglicht Modifikationen oder Änderungen an einem Luftfahrzeug, die über die ursprüngliche Herstellerkonfiguration hinausgehen.

 

Ein STC ermöglicht es Drittanbietern, Modifikationen oder Ergänzungen an bereits zugelassenen Flugzeugen vorzunehmen. Diese Modifikationen können beispielsweise den Austausch oder die Installation neuer Avionikgeräte, Anpassungen an der Struktur oder den Systemen des Flugzeugs oder sogar die Leistungssteigerung des Motors umfassen. Das STC dokumentiert und bestätigt, dass diese Änderungen den geltenden Sicherheitsstandards entsprechen und das modifizierte Flugzeug weiterhin lufttüchtig ist. Um ein STC zu erhalten, müssen die Modifikationen von der zuständigen Luftfahrtbehörde O360 Lycominggenehmigt werden. Der Antragsteller, in der Regel ein Unternehmen oder eine Organisation, muss nachweisen, dass die vorgeschlagenen Änderungen den Sicherheits- und Lufttüchtigkeitsanforderungen entsprechen. Nach der Genehmigung wird ein STC ausgestellt, das als Nachweis für die legalen Modifikationen am Flugzeug dient. STCs spielen eine wichtige Rolle bei der Aktualisierung und Modifikation von Flugzeugen, da sie den Flugzeugbetreibern ermöglichen, ihre Flugzeuge an neue Anforderungen, Technologien oder betriebliche Bedürfnisse anzupassen, ohne dass eine vollständige Neuzulassung erforderlich ist.

 

Das für die Piper in Frage kommende STC stammt von der Fa. Petersen Aviation Inc in Europa vertreten durch Vliegwerk Holland BV in den Niederlanden. Liest man die Beschreibungen der verschiedenen Mogas-STCs durch fällt auf, dass bei manchen moderneren Motoren die Umrüstung keinerlei technischen Aufwand erordert, sondern ein reiner Verwaltungsakt ist, bei dem nur einige Schilder (Placards) anzubringen sind, sowie eine Eintragung in den Flugzeugpapieren erfolgt. 

 

Bei unserer Piper war das nicht so. Hier musste die vorhandene Kraftstoffpumpe im Motorraum gegen zwei neue Pumpen ausgetauscht werden. Der Anbieter schreibt hierzu: „The fuel system modification for PA-28’s consists of minor fuel system modifications aft of the firewall and a totally redesigned fuel system forward of the firewall. The Piper installed electric pump is removed and replaced with a pair of redundant electric fuel pumps. You may run one pump or the other. When properly wired, it is impossible to run both pumps at the same time. The FMS calls for one of EWPA Radschuhe smallthe pumps to be activated for taxi, takeoff, climb, landing, and again for taxi. You may run them in cruise if you wish, but it’s not necessary to do so. The fuel system plumbing forward of the firewall consists of steel and stainless steel tubing and fittings. The tubing is bent to shape in our shop and comes to you attached to the pumps as an assembly ready to be tightened up and mounted on the firewall when you receive it „

 

An anderer Stelle heisst es noch ergänzend: „If your airplane uses an electrical priming system, you will still be using it, but the procedure for doing so will be slightly different. Installation of this STC, SA2660CE takes between six and eight hours.“  Leider war das in unserem fall ein größerer Aufwand.

 

Das STC incl. Einbau hat den Verein einige € gekostet. Bei einem Preisunterschied von derzeit  0,81 €/Liter (Stand Mai 2023) ist dieser Betrag bei der durchschnittlichen Auslastung der Piper in gut 2 Jahren wieder erwirtschaftet. Außerdem steigt der Wiederverkaufswert der Maschine dadurch an und die Umweltbelastung sinkt durch die Vermeidung von bleihaltigem Kraftstoff. Mit der Piper ist jetzt auch die letzte unserer Maschinen MoGas tauglich geworden.

 

Übrigens: Die Piper, wie auch die beiden Cessnas sind MoGas tauglich, d.h. steht nur AVGas 100 LL zur Verfügung kann in diese drei Maschinen auch immer noch AvGas getankt werden. Näheres zum Betanken unserer Flotte findet sich hier.

 

 

Juni 2023, Jan Bemelmans, Andreas Wüst und Axel Lennefer

 

 

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