Sezgin Koc – Bestandene PPL(A) Prüfung
April 2023
Ein neuer Lizenzinhaber der aus unserer Flugschule hervorgegangen ist, stellt sich und seinen Weg zum Privatpiloten in einem lesenswerten Bericht vor:
Hi, mein Name ist Sezgin Koc. In diesem Bericht möchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen und hier und da ein paar Tipps geben, wie ich es vom Fußgänger ins Cockpit geschafft habe.
Nach dem Studium, zehn Jahren Selbstständigkeit und 3,5 Jahren Weltreise fühlte ich mich mit 33 Jahren mental nicht mehr herausgefordert. Es gab im Leben keine Prüfungen mit Lerndruck mehr. Das ist ähnlich wie bei einem Leistungssportler, der lange keinen Sport mehr macht und sich mit der Zeit schwach fühlt. Also begann die Suche nach mentalen Herausforderungen.
Zu Zeiten der Pandemie-Beschränkungen war es dann soweit. Meine Reise begann im November 2021. Ich spürte, dass jetzt etwas passieren musste. In Gesprächen mit Pilotenfreunden stellte ich immer mehr Fragen und merkte, dass mich die Fliegerei hier schon stark in andere Sphären zieht. Ich suchte im Internet nach Flugschulen und Vereinen und vereinbarte schließlich mit Georg Ofenloch einen Termin.
Es war ein sonniger Tag im November. Georg saß bereits vor dem Hexenhaus auf einem Stuhl. Er erklärte mir, wie das alles abläuft mit der Ausbildung. Anschließend, als ich mich verabschieden wollte, fragte er mich: „Willst du mitfliegen?“ Ich wusste nicht, was er meinte. „Wir können jetzt drüben Segelfliegen. Wenn du willst, kannst du mitfliegen.“ Ich sagte sofort zu!
Vor fünf Minuten wollte ich wissen, wie eine Ausbildung abläuft, und nun saß ich mit einem Fallschirm angeschnallt in einem Segelflugzeug hinter Georg. Atila kommentierte: „So schnell kann’s bei uns gehen“ und erklärte mir, wie ich mich im Notfall aus dem Segelflugzeug rausstürzen soll. Und zack waren wir oben. Ich fliege!
Im Oktober waren die ersten Theoriestunden im Hexenhaus und ich wusste nicht, dass ich jetzt schon fliegen durfte. Andreas Hofmann kümmerte sich um einen Fluglehrer und ich saß nach ein paar Tagen in der Cessna 152 mit Rudolf Germann. Parallel musste ordentlich gelernt werden. Einen genauen Plan für die Theorieprüfung hatte ich nicht, bis mich Reiner Tabery auf einen Osterlehrgang in Bad Sobernheim mit anschließender Prüfung aufmerksam gemacht hat. Gemeinsam fuhren wir mehrmals dahin und übernachteten hier auch. Kann ich jedem empfehlen. Hier haben wir nicht nur die Theorie besser verstanden, sondern auch viele weitere tolle Menschen kennengelernt. Die Theorieprüfung PPL (A) und BZF I habe ich bestanden!
Weiter ging es in Worms mit der Aquila A210 und meinem neuen Fluglehrer Simon Grimm. Ich war sein erster Schüler. Nach ein paar Platzrunden stellte ich fest: „Die Kiste will einfach nicht landen.“ Also übten wir sehr fein den Anflug. „Du bist zu schnell“, „Du bist zu hoch“, „Watch your Speed“, „Du musst sinken“, „Gas raus“. Eine herrliche und sehr lehrreiche Zeit mit Simon, der auch außerhalb des Flugplatzes mir unfassbar hilfreiche Tipps gegeben hat. Ihm danke ich sehr für diese Zeit. Da er frisch ein Fluglehrer war, durfte er mich nur bis zu meinem Solo begleiten.
Weiter ging es mit Maria End, siehe auch das Foto. Ich glaube, mir hätte nichts Besseres passieren können. Ich hatte drei Lehrerinnen und von allen konnte ich etwas lernen. Das empfehle ich auf jeden Fall den angehenden Piloten. Variiert eure Lehrerinnen. Ihr werdet sehr viel mehr lernen. Maria ist die Ruhe in Person in der Luft. Sie hat mich immer machen lassen. Selbst wenn es sich für mich kritisch anfühlte, ließ sie mich die Fehler machen. Denn sie wusste, dass mir dabei unwohl ist und genau jetzt beim Fehler der Lerneffekt eintritt. Sie wusste ganz genau, wann sie Input geben muss und wann ich eher in Ruhe gelassen werden sollte.
Eines Tages drehten wir Platzrunden und nach dem Aufsetzen sagte Maria „Roll bitte ab“. Ich wusste nicht, was sie damit meinte. Ich hatte kurz vermutet, dass sie vielleicht aufs Klo muss. Also fragte ich vorsichtig: „Ist alles in Ordnung?“ Sie sagte: „Es hat keinen Sinn mehr.“ Ich wusste nicht, was sie meinte, und sie sagte: „Du kannst es! Es hat keinen Sinn mehr, hier weitere Runden zu drehen. Ich steige jetzt aus. Ich traue dir das voll und ganz zu. Es ist soweit, bist du bereit für deinen Solo-Flug?“ Ich vertraute in Marias Gefühl und sagte zu. Sie stieg aus, D-CC abflugbereit Piste 24.
Ich stellte mir immer vor, dass sie neben mir sitzt und mich auf die Instrumente aufmerksam macht. Ich hatte ihre Stimme immer im Kopf. Ich bin auf der RW 24, jetzt Vollgas. Ich beschleunige, 50 kt Rotate, und ich hebe ab. Point of no Return ist nun vorbei. Ich bin in der Luft und ich fliege alleine in einem Flugzeug. Jetzt muss die Kiste runter, und es gibt keinen Ausweg. Alles nach Plan. Ich drehe in den Endanflug, die Stimmen von Simon schießen mir in mein Kopf: „Watch your Speed“, gefolgt von Marias Stimme: „60kt schön trimmen, 60“. Die Piste nähert sich. Jetzt kommt der Bodeneffekt, wieder die Stimme: „Halten, halten, halten“. Touchdown! Ich bin gelandet. Mein erster Solo-Flug. 22 Flugstunden.
Schlussendlich kam dann die Prüfung am 06.04.2023 mit Herrn Groß (Ein Jumbo-Kapitän mit 40 Jahren Flugerfahrung). Ein super Prüfer, der mich absolut in Ruhe hat fliegen lassen, ohne auch einen Ansatz Druck zu verspüren. Er gab mir noch weitere wertvolle Tipps auf dem Weg.
Als ich auf dem Turm die Landegebühr begleichen wollte, sagte Herr Bauer: „So, das ist jetzt leider das letzte Mal.“ Ich fragte überrascht, weshalb, und er sagte: „Den Schüler-Rabatt gibt es nicht mehr“ 🙂
Ich danke allen Beteiligten recht herzlich. Ein Pilot entsteht definitiv nicht alleine, sondern in einem großen Team. Auch Danke an Herrn Bauer und Naomi auf dem Turm für den herzlichen Empfang nach jeder Abschlusslandung. Allen Theorielehrern aus dem Verein. Und allen tollen Menschen, die mir ihre kleinen Tipps verraten haben.
Ich bin sehr froh mich für den LSV entschieden zu haben. Hier fühle ich mich wohl in der Fliegerei.
Sezgin Koc