Kollisionswarnung mit dem Smartphone – SafeSky App

Kollisionswarnung mit dem Smartphone

Safe Sky App kurz erklärt

 

 

Vorbemerkung: Dies ist keine Werbung für die Software Safe Sky sondern lediglich eine Information über eine meines Erachtens interessante Möglichkeit, während des Flugs kostenlos mehr Infos über das zu bekommen, was sich sonst noch im benachbarten Luftraum abspielt. Kommentare bitte an Andreas Wüst, Mai 2023

 

 

Kollisionsvermeidung: see-and-avoid vs. sense-and-avoid

Wer beim Thema Kollisionsvermeidung mehr tun will als „see and avoid“, der ist auf elektronische Helfer angewiesen. Will man anderen Flugverkehr nur sehen, reicht ein ADS-B / Flarm Empfänger aus. Beispiele hierfür sind SkyEcho oder auch das Selbstbau-Gerät Stratux, über den auch hier auf unserer LSV Homepage schon berichtet wurde.

 

Will man außerdem auch vom umgebenden Flugverkehr gesehen werden, muss ein erheblich teureres ADS-B bzw. Flarm Sendegerät verwendet werden (ADS-B out / Flarm out)

 

In den USA besteht in der General Aviation seit 2020 weitgehend ADS-B out Pflicht. In Europa sind diese Transponder derzeit nur für Flugzeuge > 5,7 t vorgeschrieben.

 

Safe Sky – Grundfunktionen (kostenlos)

Seit kurzem gibt es die Smartphone App Safe Sky, die einen anderen, innovativen Weg geht. Safe Sky setzt konsequent auf das Mobilfunknetz. Die Betreiber unterhalten Server, die alle erhältlichen Informationsquellen über aktuelle Positionen von Flugzeugen anzapfen und diese ständig über Internet und Mobilfunknetz an die auf dem Smartphone installierte App senden. Dies ist in Bild 1 visualisiert.

 SafeSky Bild1
 Bild 1: Einbindung von Safe Sky im Internet – Empfangen und Senden

 

Im reinen Empfangsmodus, der übrigens kostenlos ist, empfängt und sieht man also genau wie bei Flightradar24 oder Flightaware den aktuellen Verkehr um sich herum. Voraussetzung ist natürlich, dass dieser seine Position auch elektronisch teilt. Die eigene Position wird im Empfangsmodus nicht geteilt. Der Modus ist bezüglich der Flughöhen konfigurierbar. Beispielsweise kann man jeglichen Verkehr über einer bestimmten Flughöhe ausblenden und nur den Verkehr in einem wählbaren Höhenband um die eigene Flughöhe anzeigen lassen.

 

Der Sendemodus von SafeSky erfordert zvor die Eingabe der eigenen Flugzeugdaten (Kennung, Typ usw.). Nach Auswahl von „TAKE OFF“ wird der Flug gestartet (= Umschalten in den Sendemodus) und das Programm schaltet auf eine Radaransicht um. Nun sieht man auf dem Display des Smartphones den Verkehr, der sich im direkten Umfeld um das eigene Flugzeug befindet. Außerdem wird nun die eigene Position, incl. Kennung des eigenen Flugzeugs an die SafeSky Server übermittelt und man wird dadurch für andere Verkehrsteilnehmer sichtbar. Die Bilder 2 und 3 zeigen Bildschirmansichten von Empfangsmodus und Sendemodus.

 

SafeSky Bild23

Auch diese Funktionalität (TAKE OFF – Starten des Sendemodus) ist kostenlos. Man kann die App also sowohl als reines Anzeigegerät kostenlos nutzen, als auch im Sendemodus, in dem man den Verkehr um sich herum sieht und bei kritischen Annäherungen auch optisch und akustisch gewarnt wird. Dies erleichtert den Einstieg, denn man kann einfach mal ausprobieren. ACHTUNG: man teilt durch Drücken von TAKE OFF die Position des ausgewählten Flugzeugs!

 

Im Sendemodus, bei dem die eigene Position geteilt wird trägt man als Nutzer sehr unkompliziert zur Erhöhung der Sicherheit bei, indem man die eigene Position veröffentlicht ohne ein zusätzliches Sendegerät im Flugzeug mitführen zu müssen. SafeSky kann entweder im Hintergrund auf dem Tablet laufen auf dem man sowieso eine Navigations-App (EFB) nutzt oder auch völlig isoliert auf einem weiteren Smartphone.

 

Safe Sky – Weitere Funktionen (kostenpflichtig)

Die Safe Sky App, welche auf der Aero 2023 gerade mit dem fliegermagazin innovation-of-the-year-award ausgezeichnet wurde, kann aber noch mehr:

 

Im kostenpflichtigen Premium Modus lassen sich weitere Funktionen nutzen:

 

  • Konfiguration von mehr als einem Flugzeug
  • Weitergabe der Verkehrsinformationen an elektronische Navigationssysteme wie z.B. Skydemon, Foreflight, Skymap etc. über das GDL90 Protokoll. Der Verkehr wird dann während des Flugs direkt auf der Moving Map angezeigt. 
  • Einbindung von externen, evtl. vorhandenen Verkehrsempfängern wie Skyecho, Stratux oder PowerFlarm. Nutzt man ein solches Gerät, erlaubt die App eine direkte Einspeisung der von diesen Geräten gefundenen Verkehrsinformationen. Dadurch sind diese Daten dann auch für alle anderen Safe Sky Nutzer verfügbar.

 

Fazit

 

Die Idee hinter SafeSky ist sehr innovativ. Nutzt sie doch praktisch alle Informationen und stellt diese auf einem weit verbreiteten, für jeden zugänglichen Netz zur Verfügung. Ob sich jedoch dieses neuartige Konzept bewähren kann, wird wohl vor allem an folgenden Punkten bemessen werden:

  1. Ist das Mobilfunknetz und der notwendige Internetzugang in der Luft verfügbar und ausreichend stabil? 
  2. Können die anfallenden Datenmengen schnell genug ohne Verzögerung (Latenzzeit) verarbeitet und übertragen werden, so dass die Aktualität der Daten sichergestellt ist?
  3. Entscheiden sich genügend Nutzer für das System und tragen durch die Teilung ihrer aktuellen Position für die GA-Community zur Sicherheit bei?
  4. Ist die Qualität der von Safe Sky benutzten Daten so gut, dass sich eine gute Abdeckung erreichen lässt?

 

Zum Punkt 1 sagen die Hersteller, dass bis 5000 ft eine sehr gute und ausreichende Abdeckung bzgl. Mobilfunk und Internet gewährleistet sei. Ob dies wirklich so ist, wird die Nutzung von Safe Sky zeigen, speziell hierzulande.

 

Zum 2. Punkt kann man erfahren, dass durch ein sehr schlankes Datenprotokoll nur kleine Datenmengen übertragen werden müssen. Bereits ein 2G-Empfang (Edge) soll hier ausreichen.

 

Die Punkte 3 und 4 kann nur die Zukunft zeigen.

 

Weiterführende Links 

 

 

 

 

 

 

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