Motor Anlassen bei unserer Cessna 172M D-EGBW

Motor Anlassen bei unserer Cessna 172M D-EGBW

EGBW crop

 

Es kommt immer wieder zu Problemen beim Start des Lycoming in der D-EGBW, besonders im Herbst und Winter bei kaltem Wetter. Horst schreibt dazu am 10.1.2022 im Bereich News des Vereinsfliegers:

 

 

„Liebe BW-Piloten,

um den kalten BW-Motor in Herbst und Winter problemlos zu starten ist wie folgt vorzugehen:

  • Hauptschalter einschalten, Gashebel auf 1 cm und Gemischhebel auf voll reich stellen.
  • Primerkolben langsam ziehen und warten, bis das Füllgeräusch nicht mehr zu hören ist. Danach Primerkolben langsam einschieben
  • Dieser Vorgang muss unter 10° C noch 5mal, zwischen 10° und 18° noch 4mal wiederholt werden. Insgesamt müssen also 5 bzw. 6 komplette Primerfüllungen gegeben werden.
  • Danach Anlasser betätigen.

In der Regel wird der Motor zünden. Geht der Motor nochmal aus, ist obiger Vorgang, also 5 bis 6 komplette Primerfüllungen zu geben, zu wiederholen!

 

Beim zweiten Anlassvorgang sollte der Gashebel etwa 1,5cm geöffnet sein. Kommt es zu Zündungen, aber noch nicht zu einem stabilen Motorlauf, kann mit dem Gashebel während dieser Phase zwischen ein viertel und halb offen nachgepumpt werden.

 

Anschließend den Motor mit leicht erhöhtem Leerlauf warm laufen lassen.

 

Hintergrund:

Der Vergaser befindet sich gut 30cm unter den Einlassventilen. Der Vergaser zerstäubt das Benzin, verdunstet es aber nicht. Da bei niedrigen Temperaturen ebenso wie bei feuchter Witterung sich die feinen Benzintröpfchen an den Innenseiten der Ansaugrohre niederschlagen, erreichen Diese die Brennkammer nicht. Folge: Das Gemisch ist viel zu mager und nicht zündfähig. Diese Tatsache lässt sich auch nicht mit Gashebel-Pumpen vor dem Anlassen ausgleichen!!!

 

Der Primerkolben befördert Benzin über dünne Kupferleitungen direkt vor einige Einlassventile. Der Vergaser wird dabei umgangen. Der Sprit befindet sich dadurch bereits direkt oben, unmittelbar vor der Brennkammer. Jetzt geht es nur noch um die richtige Menge. Wird zu viel geprimt, ist das Gemisch zu fett und nicht zündfähig. Wird zu wenig geprimt, ist das Gemisch zu mager und ebenfalls nicht zündfähig.

 

Da Primermengen und Motorgrößen bei jedem Flugzeug verschieden sind, kann hier keine allgemein gültige Anzahl von Primerfüllungen gegeben werden.

 

Bei sommerlichen Temperaturen ist es erheblich leichter ( z.B. durch feines Zerstäuben) Benzin zumindest teilweise in den gasförmigen Zustand zu versetzen. Bei niedrigen Temperaturen und feuchter Witterung muss deshalb mehr Benzin mittels Primerkolben gegeben werden, damit eine zündfähige Luft/Benzinmischung im Zylinder ankommt.

 

Läuft der Motor, ist der Luftstrom zwischen Vergaser und Zylinder ausreichend hoch, um das Aerosol in den Zylinder zu liefern. Erwärmt sich das System ist das Problem nicht mehr vorhanden.

 

Noch ein Hinweis:

Die Primerkolben sind bei HI und BW gleich groß. Der HI-Motor hat 235³ inch und der BW-Motor 320³ inch Hubraum. Das heisst, dass der BW-Motor grundsätzlich mehr geprimt werden muss als der HI-Motor. ( Auch im Sommer).

 

Bei betriebswarmem Motor wird nicht geprimt.“

 

Weitere Infos:

  • Bei Problemen mit der Batterie, kann man in diesem Artikel alles wichtige über den Umgang damit und die externe Starthilfe lesen
  • Springt der Motor trotz mehrmaligen Versuchen nicht an und der Anlasser reagiert plötzlich gar nicht mehr, muss dies nicht an einer entleerten Batterie liegen! Grund kann auch eine ausgelöste Sicherung sein!
  • Link zu den Handbüchern unserer Motorflugzeuge

 

 

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