Trainingsflug – Graslandungen und Basisnavigation

Trainingsflug – Graslandungen und Basisnavigation

4.September 2023 – von Veit Held

 

Ich war sehr angetan von den Vorschlägen unserer Arbeitsgruppe „Sicherheit und Schulung“ zum Thema Pilotentraining und konnte im Vorfeld auch selbst ein paar Ideen und Wünsche einbringen. Nachdem Andreas Wüst die Vorschläge von Max Grieser nun auf die Homepage geladen hatte, wollte ich dieses neue Angebot schnellstmöglich ausprobieren. Mein Flugschein ist jetzt mehr als zehn Jahre alt und ich habe gemerkt, dass ich langsam bequem werde und immer die gleichen Plätze anfliege. Auch den Effekt, dass man Situationen, die man länger nicht geflogen ist, dann auch zunehmend meidet, kenne ich gut. Aber wenn man immer dasselbe macht, wird es irgendwann langweilig. Es brauchte dann nur einen Anruf bei Matthias Müller und wir haben ganz spontan einen ersten Trainingsflug umgesetzt.


Eigentlich wollte ich die Odenwaldrunde machen, also das Pilotentraining Nr.1Dummerweise haben die Plätze im Odenwald aber montags geschlossen. Also haben wir aus den Trainingseinheiten 3 (Grasplatz-Landungen) und 5 (Navigation intensiv & IFR Basics) eine Best-off-Variante abgeleitet und Navigations- und Landeaufgaben kombiniert. Das GPS blieb beim Flug also grundsätzlich außen vor.

 

Der geplante Ablauf

  1. Starten in Worms – auf Gras (Matthias: „Du willst Gras, also ziehen wir das auch durch.“)

  2. Anmelden bei der FIS (trotz kurzer Strecke. Matthias: „Ist auf jedem Überlandflug zu empfehlen, Sicherheit!“)

  3. Anschneiden VOR RID, dann Flug nach Pferdsfeld

  4. Sichtflug nach EDRS / Bad Sobernheim ohne Navi

  5. Drei Landungen (zwei normal, einmal durchstarten)

  6. Klassische Navigation zum Kreuzungspunkt der A63/B47 bei Marnheim, dann entlang der B47 zurück nach Worms

  7. Abschlusslandung auf Gras

Für die Graslandungen habe ich bewusst die HI gewählt, denn das Fahrwerk hat bereits über 60.000 Landungen überlebt und ist praktisch unkaputtbar. Außerdem setzt sich die HI auch hin, wenn sie soll.
Training Veit 1
Die Route des Trainingsflugs

 

Der Flug

Als Resümee gleich vorab: Der Trainingsflug hat hervorragend funktioniert, der Trainingseffekt war groß und das Ganze hat super viel Spaß gemacht! Matthias hat seine Trainerrolle kompromisslos akzeptiert und mich von Anfang bis Ende unter Stress gehalten, ich hatte gut zu tun. Hier einige Details, die bei mir hängen geblieben sind:


Beim Start mit Klappen und anfangs voll gezogenem Höhenruder fühlt sich die HI doch anders an als gewohnt und der frühe Start mit Fahrtaufnahme im Bodeneffekt erfordert Feingefühl. Matthias gibt mir einen Verbesserungsvorschlag für meinen Übergang zum Reiseflug: „Teile die Steigrate durch zehn und levele aus, wenn du um diesen Betrag unter der Zielhöhe bist.“

 

Das gleichzeitige Handling von VOR RID (Morsecode checken!) und die Anmeldung bei der FIS erfordern Konzentration, wenn man dabei null Kurs- und Höhenabweichungen produzieren will.

 

Ich lerne, dass man das Radial per Akronym „ITOP“ entweder oben oder unten einstellt, je nachdem, ob man es inbound oder outbound fliegen will: „Inbound Top, Outbound Bottom“. Pferdsfeld finden wir dann genau und ich gehe auf Kurs nach Bad Sobernheim.


Die Abmeldung bei FIS, Anmeldung bei EDRS und sinken auf Platzrundenhöhe machen Arbeit, vor allem, wenn man dabei auch noch den Grasplatz und dann die Ecken der Platzrunde suchen muss (kein GPS!). Es half sehr, dass ich mir vorher auf dem Anflugblatt einige wichtige Punkte markiert hatte, auch den ‚Top of Descent‘ (pro tausend Fuß Höhe setzt man drei Meilen an, ergibt genau 3° Glideslope). Der Anflug über den Ort auf den bananenförmigen Flugzeugträger gelingt verblüffend gut, wobei das Landen bergauf um die Kurve natürlich ungewohnt ist.


Ein eigenes Erlebnis ist der nachfolgende Start auf Gras, wieder mit voll gezogenem Höhenruder um die Kurve den Berg hinauf: Die HI holpert für meine Begriffe viel zu langsam los, hebt nur unter Protest ab und ich eiere im Bodeneffekt die Piste entlang. Als wir dann doch noch Höhe gewinnen, kann ich auch endlich meinen Blick von den Stromleitungen am Platzende nehmen, die mir gar nicht gefielen. Nach der dritten Runde ist das Thema dann allerdings erledigt.

 

Die visuelle Navigation nach Hause gelingt dann nicht so gut: Ich finde meinen sorgsam ausgewählten Wegpunkt nicht. Am Schnittpunkt der A63/B47 bei Marnheim hätte ich eine Bundestraße mit Fluss und Eisenbahn erwartet. Das Problem war wohl, dass mich der Wind seitlich versetzt hatte, so dass die gesuchten Punkte durch den Motor verdeckt waren. Bei der Suche habe ich dann wohl die B47 mit der Landstraße südlich davon verwechselt. Das geschickte Anfliegen von Auffanglinien und die systematische Suche der Punkte muss ich unbedingt üben, außerdem muss ich mir bessere ‚Recovery‘-Strategien überlegen, wenn ich die Orientierung verloren habe.

 

Mein Fazit

Dieser Flug war intensiver als meine fünf Flüge davor zusammen und ich kann diese Trainings unbedingt empfehlen. Bei mir stellte sich prompt der alte Effekt aus der Flugschülerzeit wieder ein, nämlich das intensive Gefühl, besser geworden und aktiv geflogen zu sein. Ich werde das definitiv wiederholen. Ideen findet man auf der Homepage ja nun reichlich!

 

Hier nochmal der Link zu den Pilotentrainings.

 

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