Neues Schleppflugzeug – Status und Fakten Juni 2022 – V2
ENTWURF Version 2 – noch nicht freigegeben!
Entstanden aus der Version 1 nach Einarbeitung aller Vorschläge/Änderungswünsche von Mitgliedern und finaler Überarbeitung durch den geschäftsführenden Vorstand.
19.6.2022, i.A. Andreas Wüst
Vorbemerkungen
Seit dem Verlauf der D-EOAI fehlt der Segelflugabteilung eine Schleppmaschine, die alle Sicherheits-anforderungen zu 100% erfüllt. Hierzu zählt beispielsweise ein sicherer Schlepp des vollbesetzten Twin, auch an warmen Tagen, über die 06. Die hilfsweise herangezogene D-MWOS kann diese Anforderung nicht zu 100% sicherstellen, als Alternative die Robin D-EGVZ aus Speyer zu mieten ist sehr umständlich und vom goodwill des FVS Speyer abhängig.
Des Weiteren benötigt die Segelflugabteilung den Schlepp durchschnittlich 30 Stunden pro Jahr, daher kann eine Maschine nur wirtschaftlich betrieben werden, wenn auf der anderen Seite mindestens 120 Stunden „Normalflugbetrieb“ hinzukommen. Ergo muss ein Fluggerät beschafft werden, dass ausreichend attraktiv für den täglichen Flugbetrieb ist, die Anforderungen des Segelflugzeugschlepps befriedigt und zusätzlich 120 Stunden mehr als die Summe, der in den letzten Jahren geflogenen Motorstunden geflogen wird. Da wir über die letzten Jahre konsequent unsere Flotte mit verbrauchsarmen Rotaxmotoren ausrüsteten und die Investition in verbrauchsarmes Fluggerät auch im Leitsatz des LSV zu finden ist, haben wir im September 2021 folgenden Kompromiss geschlossen.
Beschluss der Hauptversammlung:
Wir verfolgen die oben beschriebene Lösung 1, die Anschaffung eines ausreichend motorisierten Schleppflugzeugs neuester Bauart, um langfristig nachhaltig sowohl Schleppbetrieb als auch Motorflug-Vereinsbetrieb zu ermöglichen.
Aufgrund der Tatsache, dass diese Lösung durchaus einige Zeit (evtl. mehrere Jahre) in Anspruch nehmen kann, wird jedoch die Anschaffung einer Robin als Zwischenlösung befürwortet, sofern diese für einen Kaufpreis unter 65.000 € die Schlepp-Anforderungen und den erhöhten Lärmschutz erfüllt. Auf diese Weise kann die Wartezeit zur favorisierten Lösung 1 überbrückt werden und ein sicherer Schleppbetrieb wird möglich. Nach Kauf der neuen Schleppmaschine wird die Zwischenlösungs-Robin dann wieder verkauft.
Aktivitäten in 2021 bis jetzt (Juni 2022)
Der derzeitige Stand ist wie folgt:
- Eine als Zwischenlösung zum auf Kauf genehmigte Robin ist de facto nicht auf dem Markt zu haben. Verfügbare Maschinen kosten trotz hohem Betriebsalter ca. 80.000 -100.000 €.
- Die zunächst mit betrachtete Bristell, die es in einer 600 kg UL-Version und einer Echo-Klasse Version geben soll, scheidet derzeit aus verschiedenen Gründen aus:
- Die 600kg UL Version scheint trotz großer Anstrengungen nicht das vom Gesetzgeber geforderte Leergewichtslimit von 380 kg erfüllen zu können. Eine UL-Version als Schleppmaschine ist derzeit auch nicht zum Test verfügbar.
- Eine Echo-Klasse Schleppmaschine ist derzeit ebenfalls auch nicht zum Test verfügbar.
- Der ebenfalls ins Auge gefasste Breezer 850, ebenfalls ein UL der 600 kg Klasse mit Rotax 140 PS 915iS Turbomotor, steht als Schleppmaschine kurz vor der offiziellen Zulassung. Das 380 kg Limit wird erfüllt, es gibt für die Schleppversion bereits 8 Vorbestellungen.
- Die Wartezeit bis zur Auslieferung bei derzeit 8 Vorbestellungen beträgt laut Hersteller 18 Monate nach Bestelleingang.
- In Schleppversuchen mit einer vorläufig für den Schleppbetrieb zugelassenen Maschine, die auf dem Flugplatz Worms auf unsere Einladung durchgeführt wurden, konnte die Schleppeignung im Vergleich mit der Robin D-EGVZ nachgewiesen werden. Details zu den Schleppflügen vom 15.5.2022 findet man hier. Die Maschine kann mit unterschiedlicher Avionik ausgerüstet werden und sollte auch bei Reiseflügen eine gute Figur machen.
Status Juni 2022
Basis der Kalkulation ist ein Zielpreis für Treibstoff in 2024 von
– 1,80/incl. MWST Super
– 2,60/incl. MWST AVGAS
20 Jahre AfA (Absetzung für Abnutzung)
Neumaschine: Inspektionsintervall vom Hersteller
Gebrauchtmaschine Inspektion/Reparatur aus der Historie abgeleitet
Annahme für die geflogenen Stunden pro Jahr: 30 h Schlepp / 120 h Reise
Szenario 1: Breezer 850 – Neumaschine
- Die anvisierte Nutzung im Motorflug-Vereinsbetrieb ist auf Piloten mit UL-Schein beschränkt.
- Der Neupreis des Breezer 850 beläuft sich je nach Avionik auf ca. 170.000 €.
- Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass bei den realistischen hohen Spritverbräuchen (Turbomotor & Schleppbetrieb), sowie den Wartungskosten / -intervallen ein Charterpreis von derzeit 150 €/h / 247 €/h Schlepp angesetzt werden muss.
- Es handelt sich beim Breezer 850 um ein UL mit 600 kg Zulassung. Ein Ankauf hätte den Verkauf des Eurostars D-MWOS als direkte Folge. Geschätzter Erlös 50.000 – 60.000 €.
- Flottengrößte bleibt stabil
Szenario 2: Bristell B23 – Neumaschine (Technische Anforderungen sind noch nicht erfüllt)!
- Eine Echo-Klasse Maschine hat einen größeren Pilotenpool
- Der Neupreis des Bristell B23 beläuft sich je nach Avionik auf ca. 225.000 €.
- Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass bei den realistischen hohen Spritverbräuchen (Turbomotor & Schleppbetrieb) sowie den Wartungskosten / -intervallen ein Charterpreis von derzeit 215 €/h / 310 €/h Schlepp angesetzt werden muss.
- Erhöhung der Flottenkapazität, der sehr gut ausgelasteten E 2 Sitzerflotte (siehe Auslastungsstatistik)
- Ein Bankdarlehen (alternativ Mitgliederdarlehen) in Höhe von 125.000 Euro wäre notwendig. (Kommentar siehe finanzielle Rahmenbedingungen)
Zum Vergleich (Maschine entspricht der zuletzt diskutierten potenziellen Anschaffung)
Szenario 3: Remo DR 400 (Robin) – E-Klasse – Gebrauchtmaschine (>40 Jahre)
- Eine E-Klasse Maschine hat einen größeren Pilotenpool
- Der Preis einer gebrauchten Maschine wird mit ca.100.000 € veranschlagt
- Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zeigt, dass bei den realistischen hohen Spritverbräuchen (Lycoming/AVGAS), sowie den Wartungskosten / -intervallen ein Charterpreis von zukünftig ca. 175€/h / 257 €/h Schlepp veranschlagt werden muss.
- Erhöhung der Flottenkapazität, der E 4 Sitzerflotte (siehe Auslastungsstatistik)
- Auswirkungen auf den Finanzstatus siehe oben (Abschnitt Finanzielle Randbedingungen)
- Reisegeschwindigkeit ca. 95 Kt
- Sehr gute Kurzstart/Graspisteneigenschaften
- Zusätzliche Gebrauchsmerkmale (Unterschied zum Betrieb der 2-Sitzer)
- Maschine kann für Rundflüge mit mehr als 1 Fluggast genutzt werden (erhöhter Lärmschutz)
Wichtig hierbei: Treibstoffpreisannahmen!
Vergleichbarkeit mit Treibstoffpreis zum 2. Q. 2022
Z.B. D-ERWO heute 129 Euro / Breezer 160 Euro
Z.B. D-EGBW heute 190 Euro / Robin 185 Euro
Auswirkung auf die Flottenauslastung
Szenario 1) Investition in UL 2 Sitzer (Breezer 850)
- Flottenstärke bleibt unverändert
- Keine Flugstunden Kannibalisierung
Szenario 2) Investition in Echo-Klasse 2 Sitzer (Bristell)
- Erweiterung der Flotte
- Gesamtflugstunden müssen um 120 Std. steigen, wenn nicht, werden die steigenden Kosten (Versicherung, AfA) nicht gedeckt und belasten das Finanzergebnis
- Entlastung der angespannten Buchungssituation der Echo-Klasse 2 Sitzer
Szenario 3) Investition in Echo-Klasse 4 Sitzer (Remo)
- Erweiterung der Flotte
- Gesamtflugstunden müssen um 120 Std. steigen, wenn nicht, werden die steigenden Kosten (Versicherung, AfA) nicht gedeckt und belasten das Finanzergebnis
- Bestehende Echo 4 Sitzer (2 Maschinen) schon heute nicht ausgelastet
Auslastungsstatistik
Flugstundenjahresdurchschnitt über den Zeitraum gerechnet:
2-Sitzer
2017-2021
- D-ERWO / 318 Std
- D-EIHI / 252 Std
2020-2021
- D-EQCC / 305 Std
4-Sitzer
2018/2021
- D-EWPA / 148 Std.
2017/2021
- D-EGBW / 164 Std.
UL
2017/2021
- D-MWOS / 125 Std
- D-MLSH / 163 Std.
Finanzielle Randbedingungen
Der Verein wird 2023 über ca. 100.000 Euro an freien Investitionsmitteln verfügen. Darüber hinaus gehende Beträge werden entweder durch den Verkauf einer Maschine oder durch Drittfinanzierung ermöglicht werden müssen (Bankdarlehen, Mitgliederdarlehen).
Szenario 1): Kauf Breezer 850 UL:
- Die vereinsinternen Finanzmittel sind beziffert mit 100.000 Euro. Durch die Desinvestition der D-MWOS kann die Finanzierungslücke zu nahezu 80-90% gedeckt werden, so dass der Verein weiter schuldenfrei fortgeführt werden kann.
Szenario 2): Kauf Bristell (Echo-Klasse)
- Die Investition bedeutet eine Erhöhung der Flottenkapazität.
- Ein Bankdarlehen (alternativ Mitgliederdarlehen) wäre u.U., je nach Höhe des tatsächlichen Anschaffungspreises notwendig. Mit Auswirkungen auf die Schuldentragfähigkeit und auf mögliche Ersatzinvestitionen – Darlehenstilgung.
Szenario 3): Kauf einer Echo-Maschine, 100.000 Euro gebraucht (Remo)
- Die vereinsinternen Finanzmittel sind beziffert mit 100.000 Euro, so dass der Verein weiter schuldenfrei fortgeführt werden kann.
Nachwort und Ausblick
Es wird klar, dass man je nach Gewichtung der einzelnen Fakten durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. Der Vorstand und alle in der Vereinsarbeit aktiven Mitglieder sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst. Es besteht Konsens darüber, dass man nicht über die Köpfe der Mitglieder entscheiden will, obwohl der damals akzeptierte Antrag die Möglichkeit dafür bieten würde.
Aus diesem Grund ist die vorliegende Informationssammlung entstanden. Sie will versuchen möglichst neutral die derzeitige Lage und das Für und Wider der einzelnen Alternativen darzulegen. Sie soll es jedem Mitglied ermöglichen, mit Kenntnis der wichtigen Zusammenhänge konstruktiv an der Entscheidung mitzuwirken. Diese Mitwirkung ist möglich durch die Teilnahme an der in Kürze stattfindenden Befragung im Vereinsflieger aber auch durch aktive Kontaktaufnahme mit dem Vorstand, um die eigene Meinung kundzutun.
Die Verfasser und verantwortlichen sowie informierten Mitglieder: Oliver, Axel, Georg, Andreas sowie Christiane, Hatto, Georg, Atilla, Jan.